Erlebnisbericht von der Antifa Demo in Reform

Am Samstag, den 22.10.11 fand in Magdeburg-Reform eine antifaschistische Demonstration unter dem Motto „Schluß mit lustig – den Nazis keinen Freiraum geben“ statt. Um sicher und gemeinsam zum Treffpunkt am Bahnhof SKET zu gelangen trafen wir uns zuvor, rund 20 Antifas in Stadtfeld. Bereits am Hauptbahnhof nahmen uns Polizeikräfte ins Visier um das Rauchverbot durchsetzen zu wollen.
Schließlich kamen wir doch pünktlich am Demotreffpunkt am SKET an, wo uns neben den ersten DemonstrantInnen bereits zwei Hundertschaften Bereitschaftsbullen erwarteten. Um zum Auftaktpunkt zu gelangen versuchten die Bullen noch recht halbherzig und letztlich vergeblich Personenkontrollen durchzuführen. Der Demostart verzögerte sich, die Bullen schikanierten die Leute aber schon jetzt und hielten immer wieder die OrdnerInnen dazu an dafür zu sorgen die Straße noch frei zu halten. Wenn mensch eine Demonstration anmeldet sollte doch auch davon ausgegangen werden, dass die Polizei es schafft den Verkehr angemessen zu regeln und die DemonstrantInnen nicht auf den Gehweg zu drängen. Die örtliche Presse zeigte ebenso ein scheinbares Interesse an der Demo. So zeigte sich u.a. Matthias Fricke (Volksstimme). Ob dieser jedoch ein Gütesiegel für eine unabhängige Berichterstattung darstellt sei zu bezweifeln. Herr Fricke schwingt gerne die Extremismuskeule in dem er des öfteren Nazis und AntifaschistInnen auf eine Ebene stellt.

Nun gut, zurück zur Demo. Die Demo startete nach einiger Verzögerung. Wie in Magdeburg bei linken Demos oftmals leider üblich, bildeten die Bullen schon zu Beginn eine Kette direkt vor dem Fronttransparent und an den Seiten vereinzelt ein Spalier. Die Demo, mit den knapp über 80 TeilnehmerInnen wurde immer wieder gestoppt und von den Bullen (wegen Vermummung o.ä. ) abgefilmt. Die Antifademo verlief vom Sket, über Schilfbreite, Kirschweg, Hoffnung-Privatweg, Quittenweg, Hermann-Hesse-Str., zum Markt und letztlich zur Straßenbahnendhaltestelle an der Leipziger Chaussee. In kurzen Beiträgen wurde der Anlass der Demo erläutert. Die Demoroute passierte auch einige Nazitreffpunkte und Wohnungen in denen Faschos wohnen. Im Quittenweg (in der Nähe der Banane) und am Markt wurden Zwischenkundgebungen abgehalten. Hier und im Umfeld treffen sich verstärkt die „Reformer Jungs“ und „Adrenaliner“, welche unter anderem für die verstärkten Naziaktivitäten in Reform sowie Übergriffe auf Antifas, MigrantInnen und „Andersdenkende“ verantwortlich sind. Vereinzelt befanden sich auch Nazis in Sichtweite zur Demo. Die Polizei versuchte im gesamten Verlauf der Demo das Demonstrationsrecht massiv einzuschränken. Es wurde versucht DemoteilnehmerInnen einzuschüchtern und die OrdnerInnen wurden ständig schikaniert, denn einige Demoparolen passten der Polizei scheinbar nicht. Durch Lautidurchsagen wurde das Verhalten der Bullen teilweise, aber letztlich nicht konsequent genug kritisiert. Die Dynamik der Demo ließ leider ebenso nicht viel mehr zu. Am Abschlusspunkt angekommen, begleite die Polizei uns in der Straßenbahn. Am Hauptbahnhof wurde noch mindestens eine Person willkürlich von den Bullen festgehalten und kontrolliert.

Fazit:
Im Vorfeld der Demo wurde auf Grund befürchteter Naziangriffe (auf die Demo) punktuell dem Demobündnis gegenüber Kritik kommuniziert, die Demo in dieser Art und Weise durchführen zu wollen. Letztlich war es aber richtig, politisch notwendig und es hat sich gezeigt, dass es möglich ist eine Antifa-Demo in Reform zu machen. (Davon abgesehen hat bereits nach dem Mord an Rick L. eine Antifademo hier stattgefunden) Dass dies notwendig war wissen wir alle denn uns ist klar, wir als AntifaschistInnen müssen eben auch dorthin gehen wo sich die Faschisten treffen. Die Bevölkerung und einige am Rande stehende Jugendliche aus Reform wurden durch die martialisch auftretende Polizei eher abgeschreckt sich an der Demo zu beteiligen. Ebenso war dadurch die (Außen-) Wirkung der Demo begrenzt und die zu vermittelnden politischen Inhalte/Botschaften wurden wenig deutlich.
Der leider passive Charakter der Demo (wenig Transpis, keine Kettenbildung) machten es schwer, unsere Forderungen gegenüber der Polizei auch aktiv verdeutlichen zu können. Appelle durch den Lauti, die Polizei solle doch bitte die Straße freigeben oder die Kamera ausschalten reichen eben nicht aus – sie wurden erwartungsgemäß ignoriert.
Wir sollten uns dies und viele andere Dinge nicht länger gefallen lassen. Die Eingriffe der Bullen auf unsere Demonstrationen sollten wir auch in Magdeburg nicht weiter so akzeptieren. Es gilt mit den Schikanen und Auflagen der Polizei offensiver umzugehen. Dafür müssen wir auch Möglichkeiten und organisatorische Rahmenbedingungen schaffen/berücksichtigen, so dass sich eine offensive, kämpferische und selbstbestimmte Dynamik auf unseren Demos entwickeln kann. Kooperationsgespräche mit den Bullen sollten wir umgehen oder absagen, denn wir haben nichts mit ihnen abzuklären. Die Bullen sollten sich höchstens auf die Regelung des Verkehrs konzentrieren aber zum demonstrieren brauchen wir die nicht!
Den Verlauf sowie die Art und Weise unserer Demos bestimmen wir selbst – nicht die Bullen! Die Parolen die wir rufen bestimmen wir selbst – nicht die Bullen! Wann, Wo und Wie wir demonstrieren sollten wir auch wieder bestimmen – und nicht die Bullen um Erlaubnis fragen! In diesem Sinne:
Für eine offensive und (klassen-) kämpferische Demonstrationskultur!
Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren! Nazibanden zerschlagen!

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