Repression gegen Arbeiterproteste in Kolumbien

Immer mehr Verletzte durch Polizeigewalt bei Protesten gegen Erdölkonzern. Regierung ignoriert rechtswidriges Vorgehen des Unternehmens

Von Hans Weber

amerika21.de

Bogotá. Durch Angriffe von Aufstandsbekämpfungseinheiten der kolumbianischen Polizei (ESMAD) sind seit Juli in Zentralkolumbien bereits 50 Personen schwer verletzt worden. Die jüngsten Proteste der Arbeiter des kanadischen Energiekonzerns Pacific Rubiales vor einer Woche seien sogar noch heftiger niedergeschlagen worden als zuvor, erklärte die Erdölarbeitergewerkschaft USO. In der vergangenen Woche waren über 10.000 protestierende Arbeiter mit Tränengas und Gummigeschossen aus staatlichen Hubschraubern beschossen worden.

Seit dem Sommer fordern die Angestellten der Pacific, dass der Konzern und auch seine Subunternehmen mit den systematischen Verstößen gegen das kolumbianische Arbeitsrecht aufhören. Doch die Versuche, sich mit Regierung und Unternehmensleitung darüber zu verständigen, drohen zu scheitern, so die gewerkschaftsnahe Bildungs- und Forschungseinrichtung ENS. Statt wie gefordert die Belegschaft zu erhöhen, wurden bisher über 500 Arbeiter entlassen.

Die Pacific Rubiales fördert in dem Gemeindebezirk Puerto Gaitán des zentralen Bundeslands Meta 250.000 Tonnen Erdöl täglich. Das bedeutet für das Unternehmen tägliche Einkünfte von 15 Millionen US-Dollar und ein Viertel der gesamten Förderung Kolumbiens, sagt der Journalist Alfredo Molano. Dennoch lebten die Arbeiter unter unmenschlichen Bedingungen. Sie wohnten wie Kriegsflüchtlinge in Gruppen von 15 bis 40 Personen pro Zelt ohne ausreichende grundlegende Sanitäreinrichtungen. Sie müssten in extrem langen Schlangen stehen, um ihre Notdurft verrichten zu können. Die hygienischen Zustände seien so schlecht, dass die Krankenstation permanent voll von erkrankten Arbeitern sei, schildert Molano. Die Sicherheitseinheiten des Unternehmens bewachen jede Bewegung der Angestellten. Sie bestünden aus Ex-Unteroffizieren der Armee, sowie der Polizei und aus Ex-Beamten des Geheimdienstes DAS, teilte Molano mit.

Im Moment gäbe es über 12.000 Arbeiter auf dem Erdölfeld Rubiales, die aber nicht direkt bei dem kanadischen Konzern angestellt sind. Die meisten von ihnen werden von Subunternehmen engagiert, die nur dreiwöchige Verträge erteilen, so dass sie auf keine Beschäftigungskontinuität zählen können. Die Bezahlung von Überstunden wurde gestrichen und die Arbeiter, die sich bei der Gewerkschaft anmelden, werden entlassen.

Die Gewerkschaft USO bedauert, dass die Regierung nichts gegen die rechtswidrige Situation der Arbeiter unternimmt und stattdessen mit repressiven Aktionen gegen sie vorgeht. Die Lage bleibt gespannt, auch wenn derzeit zumindest wieder miteinander gesprochen wird.

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