Neues Kommuniqué der größten Guerillagruppe Kolumbiens. FARC zeigen Bereitschaft zu politischer Lösung, halten aber an bewaffnetem Kampf fest
Logo der „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (FARC) (Quelle)
Bogota. Die kolumbianische Rebellenorganisation FARC hält in einem am Sonntag verbreiteten Kommuniqué einen Verhandlungsweg mit der Regierung zur Beendigung des bewaffneten Konfliktes für möglich. Gleichzeitig wies sie jedoch die Forderung zurück, den bewaffneten Kampf einseitig aufzugeben. Präsident Juan Manuel Santos hatte nach der Tötung des Oberkommandierenden der FARC, Alfonso Cano, bei einem Militäreinsatz am 4. November die Organisation zur Demobilisierung aufgerufen. Andernfalls bliebe den Rebellen nur „der Sarg oder die Gefängniszelle“, sagte Santos.
Dazu erklärten die FARC jetzt, „der Widerstand der Aufständischen“ könne ebenso wenig wie „die laute Stimme des mobilisierten und protestierenden Volkes“ mit einem „trügerischen Aufruf zur Verhandlung und zum Konsens“ beendet werden. „Jeder Versuch, den Volkskampf zu demobilisieren, ohne Absprachen über Lösungen, die seine Ursachen beseitigen“, sei zum Scheitern verurteilt. Es könne keinen „Frieden mit Unterdrückung und Hunger“ geben, so die Antwort der FARC auf den Aufruf von Präsident Santos.
In ihrer zweiten Erklärung seit dem Tod Alfonso Canos kritisiert die Gerillaorganisation auch das Freihandelsabkommen mit den USA, das im Oktober dieses Jahres in Kraft getreten ist. Nach Einschätzung der Rebellen führt es zum Verlust der natürlichen Reichtümer des Landes. Es seien „gigantische Projekte“ geplant, die nicht nur das Landes ausplünderten, sondern „ungestraft die Arbeitskraft in einem nicht hinnehmbaren Grad ausbeuten“.
Es gebe in Kolumbien keine „Räume der Diskussion“ die fähig seien, die Entscheidungen über dieses Entwicklungsmodell zu beeinflussen, so dass nur zwei Formen des Kampfes blieben: „der Kampf auf der Straße bei Demonstrationen und Protesten und der Guerillakampf in den Bergen“. Der kolumbianische Staat kriminalisiere Ersteren, während zugleich von der Guerilla die Demobilisierung ohne Gegenleistung verlangt werde. Es ist jetzt von entscheidender Bedeutung, stellt die FARC fest, „die notwendigen Brücken zu schlagen“ und eine politische Lösung des Konfliktes zu ermöglichen. Man wolle „auf der Suche nach einer politischen Lösung bestehen, bis ein demokratischer Frieden mit Würde und sozialer Gerechtigkeit erreicht“ sei. „Die Stimme der Studierenden, Arbeiter, Bauern, der indigenen und schwarzen Gemeinden, der Arbeitslosen, der Rentner, der Frauen, der erschöpften Mittelklassen, muss in Kolumbien gehört und berücksichtigt werden“, so der Text des Kommuniqués.
Unterdessen wurden in Kolumbien Stimmen laut, die sich für eine friedliche Lösung stark machen. Unter ihnen befindet sich die Rechtsanwältin Clara Rojas, Mitbegründerin der ökologischen Partei Oxígeno Verde und frühere Mitarbeiterin von Ingrid Betancourt. Rojas war sechs Jahre in Gefangenschaft der FARC und kam durch die Vermittlung des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez im Januar 2008 frei. Sie forderte Präsident Santos jetzt auf, „einen Schritt weiter zu gehen“, um einen politischen Dialog mit der Guerilla zu erreichen. Rojas erklärte, die Regierung müsse größere Anstrengungen unternehmen und überprüfen, ob sie den eingeschlagenen Weg tatsächlich weiter gehen wolle. Die Sozialistische Bolivarische Bauernbewegung Kolumbiens (MSB) bot Präsident Santos an, als Vermittler für einen Friedensdialog mit den Rebellengruppen zu fungieren. „Unsere Bewegung steht zur Verfügung bei der Suche nach Annäherungen“, erklärte der Generaldirektor der MSB, David Corredor.