In Kolumbien will eine neue Kraft die politische Bühne besetzen. Für dieses Wochenende sind in Bogotá unter der Losung »Patriotischer Marsch für die Zweite Unabhängigkeit« zahlreiche Aktionen, Demonstrationen und Veranstaltungen geplant, zu denen grosse Teile der Linken aufrufen, darunter Parteien, Gewerkschaften und alternative Medien. Mit der Gründung eines »Patriotischen Nationalrats« soll der organisatorische Rahmen geschaffen werden, um zu einer wirklichen Alternative gegenüber der Staatsmacht und den bürgerlichen Parteien des südamerikanischen Landes zu werden.
Gegenüber dem Onlinemagazin Confidencial Colombia erläuterte Isaac López die Entstehungsgeschichte der Kampagne: »Der Patriotische Marsch entstand 2010 im Rahmen der Erinnerungsfeierlichkeiten zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit. Er stellte eine kritische Erinnerung dar, die verschiedene gesellschaftliche Schichten am 20. Juli durchführten. Er versammelt viele Strömungen, die sich in den vergangenen 20 Jahren entwickelt haben, vor allem Mobilisierungen im Zusammenhang mit der Agrar-, Bauern- und Studentenbewegungen, aber auch Volks- und Universitätsbewegungen, die seit 1999 arbeiten. Bei der Erinnerung an den 200. Jahrestag haben wir entschieden, dass der Marsch nicht bei diesem Ereignis 2010 stehenbleiben darf, sondern in etwas münden muss, was zu einer politischen Bewegung werden kann.« Insgesamt seien 1750 Organisationen aus dem ganzen Land am »Patriotischen Marsch« beteiligt, so López, und deren politische Richtung gehe weit über die Linke hinaus.
Die kolumbianische Staatsmacht und die von ihr kontrollierten Medien werfen dem »Patriotischen Marsch« hingegen vor, eine Vorfeldorganisation der FARC-Guerrilla zu sein. So behauptete ein Sprecher des Militärgeheimdienstes, die FARC arbeite an der Gründung einer politischen Bewegung, um dadurch die sozialen Proteste im Land »infiltrieren« zu können. Konkret stehe die Guerrilla hinter den Protesten am Wochenende in Bogotá und arbeite seit 2010 an der Gründung eines eigenen legalen Arms. Dem Geheimdienst zufolge wolle die Guerrilla 2014 einen »Bolivarischen Patriotischen Rat« gründen, der aber nichts anderes als eine »legale Fassade« für die illegale Organisation darstelle.
David Flores, ein Aktivist der kolumbianischen Studierendenbewegung und Sprecher des »Patriotischen Marsches« zeigt sich von derartigen Vorwürfen nicht überrascht: »Immer, wenn es eine große Initiative gibt, die die politische Klasse bedroht, tauchen solche Behauptungen auf. Wir Kolumbianer sind es leid, dass regelmässig drei Tage vor einer sozialen Demonstration irgendwo ein Computer auftaucht, den anscheinend der Militärgeheimdienst aus der Tasche zieht, um dann zu sagen, dass wir das oder das sind. Wir fordern die Regierung auf, dass das nicht wieder vorkommt und machen sie für alles verantwortlich, was den Mitgliedern des Patriotischen Marsches passiert.«
Solidaritätskundgebung in Berlin: Sa., 21.04.2012, 17.00 Uhr, vor der kolumbianischen Botschaft in Berlin, Kurfürstenstraße 84 (U1, U2, U3, Wittenbergplatz) – Siehe hier
Weitere Informationen (in spanischer Sprache): www.marchapatriotica.org