Erneuter Todesfall eines Flüchtlings durch mangelhafte Gesundheitsversorgung

 

Pressemitteilung vom antirassistischen Netzwerk Sachsen-Anhalt

Am 25.04.13 verstarb Saizon Cosmo im Krankenhaus(Gesundheitszentrum)
Bitterfeld, nachdem seine gesundheitlichen Beschwerden zunächst nicht
ernst genommen wurden.

Saizon Cosmo flüchtete aus dem Benin und befand sich seit 18.09. 2012 in
der ZAST Halberstadt wo er seinen Asylantrag stellte. Nach dem Aufenthalt
in der ZAST bekam er seinen Transfer in die  abgelegene
Gemeinschaftunterkunft in Friederdorf. Über die desolaten Zustände in der
Gemeinschaftsunterkunft in Friedersdorf und den Protest der Bewohner_innen
gegen die Heimleitung wurde bereits gestern, am 30.04.2013 in der MZ
berichtet. Der Todesfall von Saizon  Cosmo verdeutlicht, dass die
Gesundheit der Bewohner_innen dort erheblich gefährdet ist.

In den letzten Wochen litt Saizon Cosmo zunehmend unter schweren
gesundheitlichen Problemen. Da sich diese nicht besserten, bat er die
Heimleitung am Freitag, den 19.04.13 ein Krankenwagen zurufen. Laut
Aussage der Heim-Bewohner sei der Rettungsdienst zwar gekommen und habe
ein starkes Antibiotikum verschrieben. Eine Untersuchung von Saizon Cosmo
habe aber zu diesem Zeitpunkt nicht stattgefunden.
Bis zum Dienstag, den 23.04.2013 habe Saizon Cosmo den Rat des
Rettungsdienstes befolgt und drei-mal täglich das Medikament eingenommen.
Da sich sein Zustand jedoch weiter verschlechterte und er zudem seinen
Geruchssinn verlor, wurde erneut ein Notdienst gerufen. Jener äußerte vor
den Freunden von Saizon Cosmo, dass dieser bereits längst im Krankenhaus
behandelt hätte werden müssen.
Daraufhin wurde Saizon Cosmo sofort ins Krankenhaus eingeliefert, wo er
operiert wurde. Genaue Informationen wurden vom Krankenhaus nicht
herausgegeben. Da Freunde von ihm über sein eigenes Telefon keinen Kontakt
aufnehmen konnten, suchten sie am Freitag, den 26.04.2013, das Krankenhaus
auf. Sie erhielten jedoch keine Nachricht und Auskunft über das Versterben
von  Saizon Cosmo  am Tag zuvor. Erst als Unterstützer_innen des Protestes
am Dienstag, den 30.04.2013 in der Gemeinschaftsunterkunft von dem Fall
erfuhren, konnten die Freunde durch eine Anfrage bei der
Staatsanwaltschaft Dessau darüber informiert werden, dass Saizon  Cosmo
bereits fünf Tage zuvor im Krankenhaus verstarb. Die Todesursache sei
jedoch noch ungeklärt.
Die Freunde von Saizon Cosmo versuchen nun Kontakt zu seiner Ehefrau und
weiteren Familie, die im Benin lebt, aufzunehmen. Sie wollen versuchen in
den nächsten Tagen eine Trauerfeier abzuhalten.

Der Tod von Saizon Cosmo ist vor dem Hintergrund der Lebensbedingung von
Flüchtlingen in Deutschland zu sehen. Laut Asylbewerberleistungsgesetz
Asylsuchenden in Deutschland nur eine Notfallbehandlung zu. Dabei werden
nur Behandlungen übernommen, die akut behandlungsbedürftig und für die
Sicherung der Gesundheit unerlässlich sind.
Daraus folgt, dass Flüchtlinge in Deutschland immer wieder viel zu spät
eine angemessene ärztliche Behandlung erfahren. Dies hat nicht nur im Fall
von Cosmo Saizon tödliche Folgen. Bereits 2004 verstarb der aus dem Sudan
stammende John Williams, nachdem notwendige Behandlungen mehrfach
verzögert und abgebrochen wurden. Eine Benachrichtigung über seinen Todes
erfolgten ebenfalls nur durch Druck des Anwaltes auf die zuständige
Ausländerbehörde.

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