Erlebnisbericht zum Pro Deutschland- Auftritt in Stadtfeld

Soziales Zentrum am 14.9.

Am 14. September hatte Sachsen-Anhalt die fragwürdige Ehre die Rechtspopulisten von Pro -Deutschland begrüßen zu müssen. Pro Deutschland ist eine islamfeindliche nationalistische deutsche Kleinpartei. In zahlreichen kleinen “pro-Bewegungen” tummeln sich deutschlandweit seit knapp 10 Jahren etliche Nazis mit früherer Vergangenheit in “DLVH” (Deutschen Liga für Volk und Heimat), “Deutsche Partei”, “DVU”, “NPD”, “GDL” (German Defence League), „Republikanern“, verschiedenen Kameradschaften und diversen kleineren Gruppierungen. Sie stellen sozusagen ein kleines auf politischer Ebene nicht gerade erfolgreiches Auffangnetz für allerlei rechte Strömungen dar.

Mit einer provokativen Anmeldung vor dem Infoladen/Sozialen Zentrum versuchten sie wie auch schon in anderen Städten ein paar Zeilen in lokalen Zeitungen zu produzieren. Was ihnen letztendlich auch gelang. Ab 9.30 Uhr war eine Kundgebung vor dem Infoladen angemeldet und eigentlich sollte mit einem lauten Krachfrüchstück der Tag und der Protest begangen werden. Schnell jedoch wurde klar, dass die Polizei es nicht zulassen würde die Pro-Ds bis auf Wurfweite an das Haus und den Laden heran zu lassen. Schließlich wurden circa 300 Meter entfernt in einer Nebenstrasse und direkt neben der Pauluskirche in Stadtfeld der Nazi- Zielwurfkäfig mittels Hamburger Gitter festgelegt. Schnell stellten sich die nun ca 100 AntifaschistInnen auf die veränderte Situation ein und mensch bewegte sich zum Platz des Geschehens. Die Bullen besetzten mit ca. einer Hundertschaft, etlichen Zivten und einer BFE Einheit den Kiez. Frühzeitig wurde klar das sie alles daran setzen werden diese Nazikundgebung im Herzen von Stadtfeld durchzusetzen. So kam es bereits zu Beleidigungen und Hangreiflichkeiten als Antifas versuchten zum Kundgebungsort vorzudringen und das obwohl die Nazis noch nicht da waren. Aber auch das Unterdrücken von bestimmten Handynetzen war scheinbar an diesem Tag ein praktiziertes Mittel der Polizei. So war es zeitweise unmöglich die EA-/Infonummer zu erreichen und auch Einzelpersonen berichteten über keinen Netzzugang.

Mit einer halben Stunde Verspätung trafen die Deppen von Pro Deutschland schließlich um 10 Uhr ein. Es blieb also genug Zeit für Antifas und BewohnerInnen des Stadtteils sich einen guten Platz in Sicht- und Hörweite zu reservieren um ihren Protest Ausdruck zu verleihen.

Mit zwei mobilen Musikanlagen und aus zwei Richtungen wurde Pro-Deutschland dann musikalisch und verbal beschallt so dass kaum eine Silbe verstanden wurde. Vereinzelte Böllerwürfe konnten ebenfalls erfolgreich akustische Akzente setzen. Die Gemeinde der Kirche entschloß sich spontan zu ausdauernden Kirchengeläut, was die Klangkulisse abrundete und Pro-Deutschland hörbar jeden Raum nahm. Auf unsere Ablehnung stieß das Angebot des Pfarrers an die erklärten Islamfeinde, ein Friedensgebet in seiner Kirche zu besuchen, was sie auch prommt umsetzten.

Circa anderthalb Stunden dauerte der ganze Krach am eigentlich sonst so ruhigen Samstagvormittag im Ost- Kiez. Plötzlich machte die Info die Runde das die NPD die massive Bullenpräsenz im Kiez nutze um ihre Wahlpropaganda geschützt anbringen zu können. Sofort bewegte sich eine Gruppe von 20 -30 AntifaschistInnen im Laufschritt los um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Doch weit kamen sie leider nicht. Sofort setzte eine BFE-Einheit hinterher und griff sie dann unvermittelt im Lauf auf dem Olvenstedter Platz an. Mit dem Ruf  „greift euch irgendwen“ stürzte die Meute auf die Antifas zu und brachte mit rücksichtslosem Vorgehen mindestens fünf Leute in ihre Gewalt. Es wurde auf alles eingeschlagen was nach Feind aussah doch trotz Faustschlägen und Tritten konnte sich die Menge nicht zerstreuen. Menschen wurden durch mehrmalige Faustschläge dazu genötigt gemachte Filmaufnahmen zu löschen. Auch ein älterer Passant welcher gerade vom Einkauf kam und sich lautstark über die Methoden der Beamten beschwerte wurde hart zur Seite „geschoben“. Zwei der zu Boden Geprügelten wurden bald wieder freigelassen. Der Rest wurde nach circa einer Stunde Personalienfestellung und Fotos wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen vier Antifas ist Anzeige wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und Gefangenenbefreiung erstattet wurden.

In diesem Sinne:

Stadtfeld Nazifrei! Wählt den Widerstand! Selbstorganisation statt Stellvertreterpolitik!

 

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