Bericht von einem Internetblog:
Gegen Kürzungspolitik, Verdrängung und Sozialabbau
Häuser denen, die drin wohnen!
Junge Familien, Migranten, Punks und ganz „normale“ Bürger, die in einträchtigem Miteinander erzählen, Kaffee trinken, mit ihren Kindern spielen oder der Musik des Cellisten auf der kleinen Bühne lauschen. Ein ganz normales Wohngebietsfest. Eigentlich.
Bei genauerem Betrachten fällt einem ein Pappfisch mit der Aufschrift „Miethai“ auf.
Das Transparent am Stand macht klar, worum es geht: „Kein Tag ohne [soziale] Freiräume! Zusammen gegen Kürzungspolitik, Verdrängung und Sozialabbau!“ Das Stadtfeld Sommerfest beim Infoladen ist zugleich eine Informationsveranstaltung zur aktuellen Situation der bedrohten sozialen Zentren im Kiez.
Die Bewohner zeigen, dass sie sich für ihren Stadtteil stark machen und den Ausverkauf nicht tatenlos hinnehmen. Es geht um das „Heizhaus“, das als städtischer Jugendclub von den Einsparungen seitens der Stadt betroffen ist, das „Hallenhausen“, einen seit über 20 Jahren selbstverwalteten Jugendclub, der sich in Mitten einer Einfamilienhaussiedlung befindet und den Interessen seitens des Bauträgers weichen soll sowie um den Infoladen in der Alexander-Puschkin-Straße, der sich als „Ausgangspunkt für einen konkreten Klassenkampf gegen den Kapitalismus und für die Schaffung von kollektiven, sozialen und kulturellen Freiräumen“ sieht und so einigen Bürgern ein Dorn im Auge ist.
Eine Mischung von Mietshäusern, zum Teil mit kleinen Vorgärten und beschaulichen Innenhöfen, in ruhiger Wohnlage, nur unweit der Innenstadt. Das Magdeburger Stadtfeld war schon immer angesagt. Anfang der 90er, als die Wohnungen noch unsaniert und die Mieten erschwinglich sind, zieht es Arbeiter, Migranten und Punks in das Viertel im Westen der Landeshauptstadt. Sichtbar an einer Vielzahl von besetzten Häusern und Kneipen, unter anderem in der Immermann-, Friesen-, Uhland- und Große Diesdorfer Strasse.
In den kommenden Jahren entdecken Mittelstandsmieter das Stadtfeld für sich. Bezahlbare Mietwohnungen werden zur Ausnahme.
Die, die noch hier wohnen, wehren sich gegen die Verdrängungung machen auf die zunehmende Gentrifizierung aufmerksam.
Im Infoblatt wird eine klare Sprache gesprochen: „Stadtfeld, als nahegelegenes Viertel zur Innenstadt, soll den Kapitalisten und Mittelständigen zur Verfügung stehen, die Unterschichten werden an den Stadtrand gedrängt“.
Die Forderung der Stadtfelder ist eindeutig: „Häuser denen, die drin wohnen!“