Auswertungstext zum Weisestraßenfest in Berlin

Am Samstag, dem 23.08.2014, fand nach einjähriger Pause wieder das Weisestraßenfest bei schönstem Sommerwetter im Neuköllner Schillerkiez statt. Wie auch schon in den Jahren davor war das Weisestraßenfest ein Kiezfest, getragen von den BewohnerInnen und engagierten AktivistInnen rund um die Weisestraße. Das Fest steht unter dem Motto der Selbstorganisation und soll mit seinem unkommerziellen Charakter einen Gegenpol zu den vielen anderen kommerziellen und profitbringenden Festen darstellen.

Im Mittelpunkt stand vor allem das Thema der Gentrifizierung (Aufwertung von Wohnvierteln) und Verdrängung im Neuköllner Norden. Dieses Gebiet und eben auch der Schillerkiez befinden sich seit Jahren in einem Wandel weg von bezahlbaren Wohnraum und Kiezkneipen, hin zu unbezahlbaren Eigentumswohnungen, horrenden Mieten und zahlreichen Yuppicafes. Nicht gewünschte finanziell ärmere Bevölkerungsschichten werden einfach aus den Wohnungen geschmissen um Platz für neues zahlkräftiges Klientel zu schaffen.

Es waren zahlreiche Transparente auf dem Fest zu sehen, die genau dieses Thema aufmerksam machten. So auch vor der Schillerbar. Diese sogenannte „Bar“ besteht seit geraumer Zeit im Kiez und ist mittlerweile zu einem kleinen „Imperium“ herangewachsen. Es werden umliegende Wohnungen und Gewerbeflächen aufgekauft und die BewohnerInnen aus den Wohnungen rausgeekelt um Platz zu schaffen für den Verkauf von überteuerten Kaffees aller Art und Snacks zu sozialunverträglichen Preisen. Die Mieten im Schillerkiez sind seit 2011 um mehr als 6% gestiegen .

Dieses Problem ist jedoch leider bei weitem nicht nur im Schillerkiez zu beobachten, sondern mittlerweile in fast allen Bezirken innerhalb des S-Bahnringes, die als Szenekieze gelten bzw. galten.

Durch das Weisestraßenfest wurde versucht das Mietenproblem wieder einmal auf die Tagesordnung der BesucherInnen zu holen und besten Fall zu ermutigen mit Freunden und NachbarInnen gemeinsam etwas zu unternehmen um den Wahnsinn des Profits mit der Miete etwas entgegenzusetzen.

Nachdem Anfangs stark für im Kiez unter den Bewohnern für eine Organisationsgruppe geworben wurde fand ein gut besuchtes erstes Treffen statt. Trotz anfänglicher kleinerer Schwierigkeiten wurde ein großartiges Fest auf die Beine gestellt, an dem wir zusätzlich mit einem Infostand mit der Roten Hilfe, der Mumia Gruppe und dem Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen zu dem Thema staatlicher Repression und Gefangenensolidarität und einem Redebeitrag  beteiligten. Einzig und allein das Ordnungsamt hat versucht das Fest zu sabotieren, in dem Sie seit den Aufbauarbeiten versuchten aktiv den Ablauf zu stören.

Es muss kritisch festgehalten werden, dass der Anspruch möglichst viele nichtorganisierte AnwohnerInnen aus dem Schillerkiez in die Organisation einzubeziehen sich als schwieriger als gedacht erwies.

Es muss geschaut werden, wie bei zukünftigen Festen mehr KiezbewohnerInnen in die Organisation eingebunden werden können. Dennoch ist es unbestreitbar, dass das Fest super war und alle Besucher sichtlich Spaß hatten.

Auf weitere erfolgreiche Weisestraßenfeste!

Für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung!

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