[Übersichtsartikel] zur Stadteilkampagne
Keine Profite mit der Miete! (Oktober 2014)
Aufruf (Sommer 2014):
Kein Tag ohne soziale (Frei-) Räume!
Yuppies im Kiez . . .
Fehlende billige Wohnungen, steigende Mieten, Verdrängung, dass kennen wir – denn Stadtfeld wird seit vielen Jahren aufgewertet. Immobilien-, Versicherungsbüros und Luxuswohnungen prägen mehr und mehr das Kiezbild. Der öffentliche Raum ist geprägt von Verbotsschildern, Zäunen und dem patrouillierenden Ordnungsamt. Der „Kampf gegen Graffitis und Plakate“, Evakuierungen bei „Bombenalarm“, die Mobilisierung gegen die „Wasserflut“ beim Hochwasser und die komplette Abrieglung eines Stadtteils, weil Menschen eine Facebook Party machen wollten – unser Leben wird zusehends von den Methoden der Aufstandsbekämpfung der Kapitalisten bestimmt.
In allem geht es immer um eins – Profit. Anfang der 90er Jahre war Stadtfeld ein nicht saniertes Viertel, in dem wir, Arbeiterinnen und Arbeiter, Punks, Migrantinnen und Migranten, gemeinsam lebten und kämpften. Sichtbar war das an der Vielzahl von besetzte Häuser und Kneipen, unter anderem in der Immermann-, Friesen-, Uhland- und Große Diesdorfer Strasse.
Es wird zusehends teurer und enger für uns in Stadtfeld. Mittelstandsmieter/innen mit Mittelstandbedürfnissen im Zusammenspiel mit Kapitalisten und Hauseigentümer schaffen sich „ihr“ Viertel. Seit dem Stadtfeld als „In-Viertel“ verschrien ist, werden selbst schlecht und oberflächlich renovierte Wohnungen für viel Geld angeboten. Dabei tritt u.a. vermehrt Schimmel in „frisch sanierten“ Wohnungen auf. Es geht durchaus noch schlimmer. Im März 2014 mussten wir erleben, dass ganze Balkonteile, auf denen sich Menschen befanden, in der Immermannstraße zusammenstürzten. Diese Menschen erlitten bleibende Gesundheitsschäden. Soziale Wohnprojekte und Traditionskneipen, wie der „denker“, wurden für Luxuswohnungen platt gemacht. Bezahlbare Mietwohnungen werden zur Ausnahme.
Das Ziel dahinter ist klar, Stadtfeld, als nahegelegenes Viertel zur Innenstadt, soll den Kapitalisten und den Mittelständigen zur Verfügung stehen, die Prolls und „Unterschichten“ werden an den Stadtrand gedrängt.
Wohnungspolitik ist Klassenkampf!
In der globalen Krise des Kapitalismus verschärft sich die Situation. Bundesweit sind die Mieten seit den 90er Jahren um 30 % gestiegen. Soziale Zentren, Jugendclubs und andere Räumlichkeiten, in denen sich Menschen ohne kommerziellen Hintergrund treffen können, sind bedroht. Menschen unserer Klasse werden aus den Innenstädten verdrängt. In den Regionen außerhalb der großen Städte, wie Magdeburg und Halle, verschlechtert sich die Lage der Mieter/innen noch mehr.
Investitionen in Immobilien galten im Kapitalismus immer schon als lohnenswert. Sie versprechen Krisensicherheit in einem System, was ohne Krisen nicht auskommt. In der aktuellen Immobilien- und Finanzkrise haben Immobilien nun mehr denn je das Image des sicheren „Betongolds“. Geld lässt sich dort nicht nur „sicher parken“. Wo Mietsteigerungspotential ist, lockt auch mehr Profit. Das hat zur Folge, dass für proletarische Mieter_innen die Lebenserhaltungskosten stark steigen, die Reallöhne jedoch gleich bleiben bzw. sinken und sie immer häufiger unfreiwillig ihre Wohnungen verlassen müssen. Dass für sie ihr Zuhause, ihr Zufluchtsort und Lebensmittelpunkt auf dem Spiel steht, hat in dieser kapitalistischen Rechnung keinen Platz.
Erkämpft & Selbstorganisiert!
Mittlerweile sind allein in Stadtfeld drei Projekte von dem Ausverkauf unseres Stadtteils betroffen.
Das Heizhaus als städtischer Jugendclub ist von Einsparungen seitens der Stadt betroffen und ist das Ergebnis von unzähligen Auseinandersetzungen mit der Stadt & Polizei, u.a. mit Straßenblockaden. Seitdem hält das Heizhaus vielfältige politische, soziale und kulturelle Angebote bereit.
Das Hallenhausen ist ein seit über 20 Jahren selbstverwalteter Jugendclub und bereichert den Stadtteil mit nicht kommerzieller Hip Hop Kultur. Das Hallenhausen befindet sich nun inmitten einer Einfamilienhaussiedlung und wird von den Baumaßnahmen der GETEC umzingelt. Es ist eine Frage der Zeit, bis dieser Jugendclub den Interessen von GETEC und der Stadt weichen muss.
Der Infoladen in der Alexander-Puschkin-Str. wurde 2008 ins Leben gerufen, als Ausgangspunkt für einen konkreten Klassenkampf gegen den Kapitalismus und für die Schaffung von kollektiven, sozialen und kulturellen Freiräumen. Der gesamte Gebäudekomplex wurde nun an Immobilienhaie aus Berlin verkauft und bereits jetzt schnellen die Mieten, um fast 50 %, für die schlecht sanierten Wohnungen in die Höhe.
Alle drei Projekte sind letztlich von Sanierung, Aufwertung und Verdrängung betroffen.
Widerstand ist machbar – Stadtfeld gehört uns den Prolls, Punks, Sprayern und Migranten!
Ein kollektiver Widerstand gegen Sozialabbau, Mietsteigerung und Verdrängung geht uns alle etwas an. Nur gemeinsam als Teil unserer kämpfenden Klasse können wir die Situation verändern. Mit unserer Fähigkeit zur Selbstorganisation werden wir an diesem kapitalistischen Normalzustand rütteln. Wir werden uns nicht aus unserem Viertel und unseren Freiräumen verdrängen lassen.
Unsere Projekte werden wir verteidigen und unseren Widerstand mit den verschiedensten, solidarischen Formen zum Ausdruck bringen.