[MD] Redebeitrag auf der Kundgebung am 30.11.

Hier dokumentieren wir unseren Redebeitrag auf der „Infoladen bleibt!“- Kundgebung bei Stach- Immobilien:

Seit gegrüßt, liebe Teilnehmerinnen der Kundgebung und liebe StadtfelderInnen,
Wir, NutzerInnen und BetreiberInnen des Infoladens/ Sozialen Zentrum in der Puschkinstraße und BewohnerInnen von Stadtfeld sind heute hier um ein Zeichen zu setzen gegen Mietwucher und Verdrängung. Wieso wir gerade vor Stach Immobilien stehen wollen wir kurz erläutern am Beispiel des Infoladens.
Ende 2015 wurde der Infoladen vom damaligen Vermieter gekündigt ohne eine Begründung zu nennen. Kurz danach wurde uns mitgeteilt das das Objekt in der Pusckinstr. 20, in dem das soziale Zentrum beheimatet ist, verkauft wurde. Mit den neuen Eigentümer der S IMMO AG wurde ein 2 Jahres Vertrag ausgehandelt der am 31.3.2018 endet.
Aber wer ist S Immo AG und welche Interessen hat so eine Aktiengesellschaft an Häuser in Magdeburg?
Am 19. Oktober 1987 startete das erste börsennotierte Immobilien-Wertpapier Österreichs an der Wiener Börse. Anfangs lief das Papier unter den Namen Die Erste Immobilien Aktie. Durch die Fusion mit der Sparkassen Immobilien Anlagen AG entstand der heutige Name S Immo AG.
2015 besaß diese Aktiengesellschaft etwa  2 Milliarden Euro an  Immobilienvermögen. Ihren Jahresüberschuss 2016 konnten sie auf 204,3 Millionen erhöhen. Das diese Steigerung nur durch Spekulationsgeschäfte erreicht werden konnte zeigt sich dadurch das die Einnahmen durch Mieterlöse 118,2 Millionen Euro betragen. Im selben Jahr verkauft aber S Immo rund 1.500 Wohnnungen in Berlin und Hamburg (flächenmäßig etwa rund ein Drittel des deutschen Wohnportfolios). Durch diesen Verkauf waren es laut Vorstandsvorsitzende Ernst Vejdovszky das beste Jahr der Unternehmensgeschichte.
Das deutsche Tochterunternehmen S IMMO Germany, welche die Geschäfte in Deutschland leitet, ist trotz der Verkäufe weiter auf Expansionskurs. Ihr Ziel ist aber nicht die Ballungsräume sondern laut Geschäftsführer der S IMMO Germany Daniel Kaboth „mittelgroße deutsche Städte, wo noch schöne Renditen zu erzielen wären“. Ihr Fokus liegt dabei auf Städten mit Universiäten. Denn gerade dort können sie sich 1-3 Raum Wohnungen aneignen und billig aufwerten.
Wie z.b. Leipzig und Magdeburg. Dort werden im „Szene Kiez“ billige Häuser gekauft und ohne großen Aufwand schlecht saniert. Die ersten Leidtragenden dieser Mechanismen sind Menschen ohne reguläre Arbeit. Aber auch die Leute die eine Arbeit haben müssen immer mehr für ihren Wohnraum zahlen bis sie es nicht mehr schaffen. Die dadurch einsetzende Verdrängung in die Randbezirke erhöht nur weiter den Druck auf uns alle.
Die Handlanger von S Immo in Magdeburg sind Stach Immobilien. Stach stellt ein Subunternehmen dar, welches hier regional ihre Verwaltungs- und Hausmeisterdienste anbietet. Da sie Teil der Verdrängungsprozesse in unserem Stadtteil sind protestieren wir heute vor ihren Geschäftsräumen. Wir möchten uns gegen die Verdrängung wehren und Widerstand leisten gegen die Geschäfte, welche aus unseren Wohnungen gemacht werden. Wohnungen sind zum Leben da und nicht um Geschäfte zu machen. Im Kapitalismus wird alles zur Ware gemacht, auch unseren vier Wände.
Das wollen wir nicht schweigend hinnehmen. Darum sind wir heute hier. Wir werden uns weiter vernetzen um für den Erhalt des Infoladen auf allen Ebenen zu kämpfen. Wir verpissen uns ganz sicher nicht, verpisst ihr euch doch. In diesem Sinne:
Infoladen bleibt! Gegen Mietwucher und soziale Verdrängung! Für einen proletarischen und lebendigen Kiez!

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