Frank Böttcher Gedenken 2020

Kranzniederlegung / 8.Februar 20 / 12 Uhr / Westfriedhof MagdeburgIn der Nacht des 7. Februar 1997 ging Frank Böttcher in das Krankenhaus im Magdeburger Plattenbaugebiet Neu Olvenstedt. Seine Hand war durch den Biss seiner weißgrauen Hausratte “Speedy” verletzt. Frank war erst kurze Zeit in der Punk-Szene. “In der Straßenbahn habe ich Ärger mit Glatzen gehabt,” erzählte er einer Schwester in der Notaufnahme. Er wurde verarztet, verließ das Krankenhaus und ging zurück zur Straßenbahn. Am Wartehäuschen empfingen ihn dann schon seine Mörder. Man schlug ihn nieder und trat auf ihn ein. Mit einem Butterflymesser wurde Frank siebenmal in den Rücken gestochen. Dann traten die Täter nach, bis sein Kopf nur noch ein Haufen Knochentrümmer war. Er starb im Alter von nur 17 Jahren, weil er ein Punk war. Als die Nachricht von einem erneuten Mord in der Szene die Runde machte, sammelten sich ca. 500 AntifaschistInnen zu einer Demonstration. Das die Polizei als Mordmotiv ausdrücklich auch “Streitereien im linken Lager” nicht ausschließen wollte, hat wohl mit zu der anschließenden Straßenschlacht beigetragen. In der Nacht kam es zu vielen gewalttätigen Angriffen gegen Faschisten. Nach Hinweisen aus der Naziszene wurde nach elf Tagen ein ebenfalls 17-jähriger als Täter ermittelt. Weitere Mittäter konnten oder wollten durch Polizei und Staatsanwaltschaft nicht ermittelt werden. Die Darstellung, dass es nur einen einzelnen Täter gegeben habe, wurde von Magdeburger AntifaschistInnen stets bezweifelt. Viel mehr gab es Vermutungen und Äußerungen, dass die Gruppe der Mörder aus dem Umfeld der Naziskinheadband „Elbsturm“ und dem Jugendclub „Rampe“ stammen. Die anschließende Verurteilung eines Mörders von Frank sahen viele als oberflächlich an. Da wurde ein 17-jähriges Bauernopfer ausgeliefert, weil dieser nur nach Jugendstrafrecht verurteilt werden konnte, um dadurch ältere Mittäter zu decken. Das kam der politischen Öffentlichkeit sehr entgegen, welche sich bereits wieder durch das Bagatellisieren faschistisch Morde hervor tat und den Fall als abgeschlossen sehen wollten. Sie wollten Magdeburg nicht zum “Zentrum der rechten Gewalt hoch geputscht” sehen, sagte 1997 der Leiter der Kripo-Sonderkommission, Harald Meier: “Das so was mal passiert, das ist doch normal.” Der Mord wurde damals von der Polizei nicht als faschistisch bzw. „rechts“ eingestuft. Begründung: die vom Mörder angegebene Motivation, sich von Frank Böttchers Aussehen provoziert gefühlt zu haben, falle nicht unter die entsprechenden Richtlinien. Außerdem habe der Täter keiner rechtsextremen Organisation angehört. Ein Antrag der PDS, die Tat in diese Statistik aufzunehmen, wurde am 4. September 1997 vom Landtag mehrheitlich abgelehnt. Am Ende saß der verurteilte Mörder Marco J. von siebeneinhalb Jahren nur einen Teil der Strafe ab.

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