Am 11. Mai 2013 ist mittlerweile der 21. Todestag von unserem Freund und Antifaschist Torsten Lamprecht. Für uns bleibt Lampe unvergessen, so wie alle anderen Opfer rassistischer und faschistischer Gewalt auch. Wir wollen Torsten mit einem stillen Gedenken angemessen würdigen.
Kommt zahlreich zur Kranzniederlegung am Grab. Treffpunkt: 11.5.2013; 18.00 Uhr am Haupteingang Nordfriedhof (Lübecker Str.)/ Vortreffpunkt für Stadtfeld: 17.00 Uhr am Infoladen (Puschkinstr. 20)
Nichts und niemand wird vergessen! Faschismus bekämpfen!
aus gegebenen Anlass möchten wir an dieser Stelle noch ein mal den Text der Initiative für die Opfer rassistischer Gewalt veröffentlichen:
Torsten Lamprecht und die„Brücke am Cracauer Wasserfall“
Der Tod von Torsten Lamprecht war der erste, aber nicht der letzte Fall von tödlicher rechter Gewalt in Magdeburg seit 1990.
Vergangenes Jahr, zum 20. Todestag, entstand innerhalb der Antifaschistischen Linken Magdeburgs die konkrete Idee, die „Brücke am Cracauer Wasserfall“ in „Torsten- Lamprecht- Brücke“ umzubenennen.
Die `Initiative für die vergessenen Opfer rassistischer Gewalt` benannte im selben Jahr die Brücke symbolisch um und kennzeichnete somit die Stelle an der er sein Leben lassen musste.
Auch die Fraktionen von SPD, Linke/Tierschutz und Grünen forderten im Stadtrat die Umbenennung, womit dem Antrag eine Mehrheit gesichert schien.
Am 14.02.2013 war der Volksstimme zu entnehmen, das sich nach einer schriftlichen Umfrage des CDU Ortsverbandes im Gebiet Ostelbien, 74 Anwohner_innen zur Umbenennung äußerten. 72 von ihnen sprachen sich gegen den neuen Namen aus.
Anfang 2013 plädierten Mitglieder der Arbeitsgruppe für Gemeinwesenarbeit Ostelbien ebenfalls gegen die Umbenennung. Gründe dafür seien unter anderem die Gefahr, das nun die Brücke zum Treffpunkt von Neonazistrukturen bzw. Zielscheibe für rechte Schmierereien werden könnte.
Das Gedenken an ihn, solle aber „zukünftig aktiver gestaltet werden. Auch eine Gedenktafel oder ein -stein wird von der ostelbischen Arbeitsgruppe befürwortet.“
Die Begründung, aus Angst vor Schädigungen keine Umbenennung der Brücke zu wollen, ist für uns als Initiative nicht hinnehmbar. Da jegliche Art von Gedenkkultur in Bezug auf die Verbrechen des Nationalsozialismus bzw. die Erinnerung an Opfer rechter Gewalt, ob Stein, Brücke oder Tafel, potentielles Ziel von Neonazis darstellt.
Deutlich wird dies unter anderem, am Gedenkstein von Frank Böttcher. Ebenfalls Opfer rechter Gewalt. Dieser wurde und wird kontinuierlich beschädigt, beschmiert und 2005 sogar entwendet.
Jens Ansorge, CDU Stadtrat, setzte der Debatte die Krone auf, indem er folgendes zum besten gab:“… Umbenennungen, ob nun Straßen oder Bauwerke, sollten nur mit äußerstem Augenmaß und mit gravierenden Gründen vorgenommen werden, da man damit immer eine Folgenkette generiert.“
Um die „gravierenden Gründe“, welche der CDU Stadtrat scheinbar nicht erkennt, deutlich zu machen, zählen wir diese wiederholt auf.
An dieser Stelle musste ein Mensch sein Leben lassen, weil Kräfte der Polizei, welche den kompletten Abend vor Ort waren, feige in ihrem Wagen verharrten, während Neonazis mit ihrem menschenverachtenden Weltbild eine halbe Stunde lang, ungehindert jede_n Besucher_in der Geburtstagsfeier an den Elbterrassen mit Baseballschlägern, Stahlrohren und Leuchtkugeln angriffen.
Die Benennung der Brücke soll keinen einmaligen Akt der Gewissenserleichterung initiieren, sondern dazu anregen rechte und rassistische Gewalt im Alltag zu thematisieren und deren gesellschaftliche Ursprünge zu reflektieren.
Indem man Orte des Gedenkens benennt und gestaltet, wird den Opfern rechter Gewalt ein Platz im Stadtbild zugesprochen, der an sie erinnert und gleichzeitig jede_n mahnt: Menschenverachtendes Gedankengut in der Gesellschaft verschwand nicht mit dem Ende des zweiten Weltkrieges, es besteht bis heute und hat gravierende Folgen.
Initiative für die vergessenen Opfer rassistischer Gewalt April 2013