Wie erwartet, wurde erst kurz vor dem 16. Januar genaueres über das Vorhaben der Faschisten zu ihrem diesjährigen “Gedenkmarsch“ öffentlich. Kurz vor Ablauf der Frist meldete eine so genannte Initiative “Gedenken Magdeburg“ eine Versammlung an und die reibungslose Kooperation zwischen Nazis und Polizei schien sich erneut anzubahnen. Am Freitagnachmittag deutete dann Vieles darauf hin, dass die Magdeburger Versammlungsbehörde wieder einmal großes Interesse daran hegte, einen möglichst reibungslosen “Schweigemarsch“ zu gewähren. Mehrere Aufmarschrouten und potentielle Auftaktpunkte wurden frühzeitig gesichert. Letztlich tauchten die Faschos gegen 18 Uhr am Bahnhof Magdeburg- Eichenweiler auf. Währenddessen versuchten AntifaschistInnen auf verschiedenen Wegen zu diesem Bereich zu gelangen. Gleichzeitig versammelten sich rund 150 Menschen auf dem Hauptbahnhofsvorplatz um sich vor dem Auftakt der antifaschistischen Vorabenddemo bei einer Kundgebung über die aktuelle Lage zu informieren. Gegen 19 Uhr startete dann zügig die unangemeldete Demonstration. Bis zu 800 Menschen beteiligten sich daran um sich gemeinsam die Straßen zu nehmen und einen entschlossenen Ausdruck des Widerstands gegen die Nazis zu bilden. Die Antifa- Demo konnte problemlos an der Ernst- Reuter- Allee die eigentlich vorgesehene Route in Richtung Norden über den Breiten Weg und Uniplatz verlassen. An der Kreuzung Lübecker-/ Ecke Mittagstraße ereignete sich dann ein Angriff der Bullen was die Aufteilung der Demo zur Folge hatte. Der vordere Teil bog in die Mittagstraße ein um über die Wasserkunst- und Ohrestraße weiter zu ziehen. Der hintere Teil der Demo stoppte hingegen und versuchte weiter über die Lübeckerstraße voran zu kommen. Letztlich gelang es den Bullen, durch mehrere brutale Angriffe, die Antifas nur mehrere hundert Meter vor den Nazis in der Nachtweide oder Ohrestr. festzusetzen. Was folgte waren mehrere Polizeikessel im Verlaufe des Abends in den umliegenden Straßen. Einigen Menschen gelang es dann doch Blockaden zu bilden, so dass die Nazis ihren geschichtsrevisionistischen Marsch verkürzt, in Eiltempo, ohne Auftakt- und Abschlusskundgebungen abhalten mussten.
Obwohl der Naziaufmarsch nicht verhindert wurde konnte ein kämpferischer Widerstand gegen die Nazis am Freitagabend deutlich gemacht werden.
In der Nacht zum Samstag warfen Nazis unterdessen eine Flasche an den Infoladen wobei sie jedoch vom Hausschutz schnell vertrieben werden konnten.
Am heutigen Samstag galt es nach der formalen Absage der Anmeldung von “Die Rechte MD/ JL“ trotzdem aufmerksam zu bleiben sowie die Straßen mit eigenen klassenkämpferischen und antifaschistischen Positionen zu füllen. So formierte sich gegen 11.30 Uhr eine unangemeldete Spontidemo in Stadtfeld um über den Schellheimerplatz Richtung Beimssiedlung zum Westfriedhof zu ziehen. Nach einem kurzen nervösen Auftritt der Polizei vor dem Friedhof, führten wir eine gemeinsame Schweigeminute im Gedenken an Frank Böttcher und allen antifaschistischen Widerstandskämpfern durch. Im Anschluss zog die Demo störungsfrei weiter zurück nach Stadtfeld über den Olvenstedter Platz, wo mittlerweile dann rund 300 Leute mit dabei waren. Weiter ging es über die Olvenstedter Chaussee zum Auftakt der antirassistischen und antifaschistischen Demonstration am Olven I. Diese zog dann kurz nach 14 Uhr mit über 1000 TeilnehmerInnen lautstark durch Olvenstedt über Texas, Stadtfeld bis zum Alten Markt in der Innenstadt.
Wie am gestrigen Abend tauchten auch heute an unterschiedlichen Stellen Nazigrüppchen auf um Leute anzupöbeln und anzugreifen. Am gestrigen Abend sammelten sich nach ihrem Marsch einige Faschos vor einer Flüchtlingsunterkunft in Rothensee wo sie ein Bedrohungsszenario aufbauten und Parolen riefen. Heute hörten wir von Naziübergriffe im Umfeld der Antifademo im Holzweg.
Ob der (bisherige) Verlauf des Wochenendes als erfolgreich oder weniger erfolgreich einzuschätzen ist, lässt sich jetzt gerade nach den ereignisreichen Tagen nur zu ungenau sagen. Von daher wird ein ausführlicher Bericht mit einer politischen Einschätzung in den nächsten Wochen folgen.
Abschließend möchten wir uns noch bei allen Menschen die uns unterstützt haben und nach Magdeburg gekommen sind bedanken. Danke an die vielen solidarischen Menschen die in den verschiedenen Bereichen Verantwortung übernommen haben damit wir dem Widerstand gegen die Nazis und deren Aufmärsche so einen entschlossen sowie selbstbestimmten Ausdruck verleihen konnten.
Die Pressemitteilung zur Vorabenddemo findet ihr hier.