Hungerstreik in englischem Immigrantengefängnissen

Etwa 50 Flüchtlinge protestieren im Internierungslager
Campsfield (England) gegen Haft und Abschiebewillkür

(vor allem in den Nordirak) …

Fünfzig Flüchtlinge im Gefängnis „für“ Immigranten in Campsfield, in der Nähe von Oxford, sind gegen die Fortsetzung ihrer Haft in einen unbefristeten Hungerstreik getreten . Begonnen wurde der Streik am 09. August von 13 irakisch-kurdischen Flüchtlingen, die forderten, die gewaltsamen Abschiebungen in den Nordirak einzustellen. Ihnen haben sich inzwischen weitere Flüchtlinge aus anderen Teilen der Welt angeschlossen. Es ist der zweite Protest dieser Art in diesem Jahr und einer von vielen in dem englischen Internierungszentrum.

Mittlerweile hat sich ein in den kurdischen Teil des Iraks (Nordirak) abgeschobener Flüchtling das Leben genommen
…, Hussein Ali erschoss sich am 10. August in seiner Wohnung in Sulaimania, zwei Tage nachdem er nach Erbil abgeschoben war.
Am 12. August hat auf dem Aussengelände des Immigrantengefängnisses eine Spontandemonstration zur Unterstützung des Hungerstreiks stattgefunden , , zu der die Campaign to Close Campsfield aufgerufen hatte und die bis vor die Türen des BBC-Büros führte. Die Demonstration wurde von der North West Asylum Seekers Defence Group (NWASDG) und Fight Racism! Fight Imperialism! (FRFI) unterstützt.
In einer Botschaft der Hungerstreikenden heisst es:
„Wir protestieren, weil wir Menschenwesen sind; wir sind keine Kriminellen. Wir sind in Zellen eingesperrt wie Gefangene. Wir wollen Freiheit und Gerechtigkeit.“

Grossbritanien ist eines der Abschiedeländer von Asylsuchenden in den Irak. 2005 war zwischen der Regierung des Irak, der kurdischen Regionalregierung und dem Home Office Grossbritaniens ein diesbezügliches Abkommen gegenseitigen Einverständnisses unterzeichnet worden. Seither wurden über 500 Asylsuchende durch spezielle Charterflüge in den Nordirak zwangsdeportiert. Dabei argumentiert das Home Office, Kurdistan (Nordirak) sei, im Gegensatz zum restlichen Land, „relaitv sicher“. Diese Behauptung ist jedoch völlig unbegründet. Das UNHCR sagt in seiner jüngsten Stellungnahme zur Lage im Irak, dass die Situation hinsichtlich Sicherheit in den drei nördlichen Regierungsbezirken (Sulaymaniyah, Erbil und Duhok), „wegen des herrschenden Drucks uneinschätzbar“ ist und dass „eine sorgfältige Prüfung“ stattfinden muss, bevor Rückkehrer dorthin verbracht werden .

OPFER DER ABSCHIEBEWILLKÜR

Über den Selbstmord Hussein Ali´s einen Tag nach Beginn des Hungerstreiks wurde die International Federation of Iraqi Refugees (IFIR) von einem Flüchtling im Internierungszentrum von Oakington informiert. Der 35 Jährige war vor sechs Jahren nach England gekommen; sein Asylantrag wurde jedoch abgelehnt. Während der Haft schrieb er immer wieder an das Home Office und bat darum, in Grossbritanien bleiben zu dürfen. Er stiess jedoch nur auf taube Ohren.

Sein Suizid ist bereits der zweite in diesem Jahr der von einem kurdisch-irakischen Flüchtling nach der Abschiebung aus England begangen wurde…, der als Heman bekannte zweite erhängte sich kurz nach der Deporation an einem Baum.
Ein weiterer kurdisch-irakischen Flüchtling, Kadir Salih, wurde im vergangenen Monat kurz nach seiner Rückkehr, vor seinem Haus in einer von der Patriotischen Union Kurdistans kontrollierten Zone entführt. Seine Tochter unternahm darufhin einen Selbstmordversuch. Kadir hatte nach fünf Jahren Kampf um Asyl, in denen er nicht arbeiten durfte, aufgegeben und die „freiwillige Rückführung“ der IOM unterzeichnet.
Ein anderer irakischer Flüchtling starb am 03. August an Krebs . Mohammad Hussain hatte Magenkrebs, der während seiner Haft im Immigrantengefängnis in Lindholme, in der Nähe von Doncaster, weder diadnostiziert noch behandelt worden war
(weitere Einzelheiten unter: http://csdiraq.com/index.php?option=com_content&task=view&id=42&Itemid=1).
In einem Park in Manchester erhängte sich am 05. August Nadir Zarebee, ein Flüchtling aus dem Iran, nachdem er gebeten worden war, ein Privatasyl, MNQ, in Trafford zu verlassen.

CAMPSFIELD HAT GERADE ERST BEGONNEN

Am 14. August bekräftigten die Hungerstreikenden ihren Entschluss, den Kampf fortzusetzen und den toten Rückkehrern nicht zu folgen.
Indessen wurde dem seit 8 Jahren in England befindlichen Hata Najem der 03.09.08 als Rückkehrdatum mitgeteilt. Der schwer kranke Ali Ahmed Hassan wurde nur ein einziges Mal von einem Arzt angesehen. Die Behandlung, der die Männer ausgesetzt sind, wird als allgemein als schlecht bezeichnet. Insondere ein spezieller Wärter lasse sich zu verbalen Ausschreitungen hinreissen, wie etwa „er freue sich darüber, dass sie nicht essen würden, denn dies bedeute eine Ersparnis für die Steuerzahler“. Ausserdem beschrieb er ihnen, was er mit ihnen machen würde, wenn es kein CCTV in dem Zentrum gäbe. Diesem speziellen Wärter werden auch körperliche Übergriffe vorgeworfen und dass er versucht hat ID-Detaills abzunötigen.
Diese Respektlosigkeiten werden als Reaktion auf den Hungerstreik interpretiert und um andere davon abzuhalten, sich anzuschliessen. Unter anderem wird Insassen das Essen von Wärtern mit den Füssen auf dem Boden hingeschoben. Weiter wurde ein mit der lokalen BBC vorgesehens Interview verhindert, indem dem dem Reporter gegenüber behauptet worden war, dass die Internierten wegen krimineller Handlungen vorbestraft seien, was nicht der Fall ist.
Orginalbericht:
http://www.indymedia.org.uk/en/2008/08/406704.html

Reportagen (alles in Englisch):
Campsfield detainees on hunger strike
Unacceptable death of Hussein Ali |
Two more deaths of asylum seekers
Berichte:
Riot at Campsfield Detention Centre
26 migrants escape immigration prison in Oxford |
Once again, Harmondsworth hunger strike broken violently
Dozens of Iraqi Kurds deported.. again
Links:
National Coalition of Anti-Deportation Campaigs
Campaign to Close Campsfield
International Federation of Iraqi Refugees
Coalition to Stop Deportations to Iraq
No Borders UK

freie Übersetzung: tierr@
www. tierra.bloggospace.de
(work in -irgendwann,sic!- progress)

Siehe auch:
EU-Richtlinie Immigration
http://de.indymedia.org/2008/06/220766.shtml
Vielsprachig.
www.fortresseurope.blogspot.com
Borderline-europe- menschenrechte ohne Grenzen e.V.
http://borderline-europe.de/
http://no-racism.net

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