Bergbaukonzern beauftragte in Kolumbien Milizionäre zur Sicherung einer Eisenbahnlinie. Ex-Präsident Uribe missachtet Vorladung zum Prozess
Bogotá/Washington. Ein ehemaliges Mitglied rechtsgerichteter Paramilitärs in Kolumbien hat bezeugt, dass Todesschwadrone in der Vergangenheit im Auftrag des US-amerikanischen Bergbaukonzerns Drummond Kleinbauern getötet haben. Zum Ziel wurden Eigentümer kleiner Landparzellen, die der Firma beim Bau einer Eisenbahnlinie zum Abtransport geförderter Kohle im Wege standen, so Libardo Duarte. Der Ex-Paramilitär hat im Rahmen von Demobilisierungsmaßnahmen die Waffen niedergelegt.
Im Auftrag des Konzerns hätten die Paramilitärs die Bauern genötigt, ihre Landstücke zu verkaufen. Ermordet worden seien diejenigen, die sich auf ein Abkommen mit der Firma nicht einlassen wollten, so Duarte weiter.
Auch eine Anklage aus dem Jahr 2009 der US amerikanischen Anwaltskanzlei Conrad & Scherer gegen Drummond weist auf die Verbindungen des Unternehmens mit den paramilitärischen „Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen“ (AUC) hin. „Drummond ließ den AUC wesentliche Unterstützung zukommen, damit sie die Mine, die Eisenbahn und andere Teile des Unternehmens vor Angriffen der FARC-Guerilla beschützt und andere Maßnahmen unternimmt, um die Bevölkerung ruhig zu halten“, steht im Dokument der Anklage.
Drummonds Sicherheitschef James Atkins und Manager Alfredo Araújo hätten dem Paramilitär-Chef mit dem Decknamen „Jorge 40“ 1,5 Millionen Dollar gezahlt und zudem monatliche Zahlungen in Höhe von 100.000 Dollar festgelegt, um unter anderem die Sicherheit der Eisenbahn zu garantieren. Die Zahlungen seien zwischen 1999 und 2006 erfolgt und vom Konzernchef Garry Drummond sowie dem Leiter der kolumbianischen Niederlassung, Augusto Jimenez, genehmigt worden.
Die Anwaltkanzlei Conrad & Scherer vertritt eine Gruppe von 67 Opfern der Paramilitärs im Fall Drummond bei einem Gerichtshof in Alabama. Dort befindet sich der Sitz des angeklagten Bergbauunternehmens.
Seit Jahren werfen Menschenrechtsorganisationen der US amerikanischen Firma vor, die Morde der Gewerkschaftler Valmore Locarno und Victor Orcasita im Jahr 2001 befohlen zu haben.
Als erster und zweiter Vorsitzender der Gewerkschaft bei Drummond hatten Locarno und Ocarsita den Wechsel des Kantinenbetreibers Jaime Blanco Maya gefordert. Blanco Maya hätte gemeinsam mit Drummonds Sicherheitschef Atkins und Manager Araújo den Paramilitär „Jorge 40“ bezahlt, um Vorstandsmitglieder der Gewerkschaft zu töten. Dies erklärt auch die Anklageschrift von Conrad & Scherer, die sich auf Aussagen der verhafteten Paramilitärs beruft, die den Doppelmord ausführten.
Im Prozess gegen Drummond wurde Ex-Präsident Álvaro Uribe als Zeuge vorgeladen, weil er „direkte Erkenntnisse“ zu „schlüssigen Punkten“ hätte, so die US-amerikanische Anwaltkanzlei. Doch Uribe ist zur Vorladung nicht erschienen. Der kolumbianische Botschafter in den USA beantragte Immunität für den ehemaligen Präsidenten, damit er nicht aussagen muss.
Schon im Jahr 2007, als Drummond in Alabama zum ersten Mal wegen des Mordes an den Gewerkschaftlern angeklagt wurde, lobte Uribe den damaligen Freispruch der US amerikanischen Justiz. Das Urteil trage zur Widerlegung falscher Aussagen und juristischer Unterstellungen bei, mit denen die „Ehre des Vaterlands“ befleckt würden, sagte der Regierungschef damals.