Mapuche werden kriminalisiert

Wikileaks und Lateinamerika: Berichte der US-Botschaft widerlegen negative Darstellung der Indigenen-Bewegung. Mapuche leiden unter Verfolgung

Von Alina Rodenkirchen

amerika21.de

18.12.2010 11:03

Santiago de Chile/Washington. Die chilenische Regierung hat bereits im Jahr 2008 unter der sozialistischen Präsidentin Michelle Bachelet die US-Bundespolizei FBI um Hilfe gebeten, um das „Mapuche-Problem“ in Griff zu bekommen. Das geht aus diplomatischen US-Depeschen hervor, die nun von dem Internet-Projekt Wikileaks veröffentlicht wurden.

Demnach vermuteten Mitglieder der Bachelet-Regierung Beziehungen zwischen Aktivisten der Mapuche-Bewegung zu der kolumbianischen Rebellenorganisation FARC oder den baskischen Separatisten der ETA. Vorrangiges Ziel war es, mögliche Geldflüsse zu Mapuche-Organisationen zu entdecken. Dies habe Edmundo Pérez Yoma, Innenminister der letzten Bachelet-Regierung, in einem Gespräch mit US-Diplomaten gesagt, berichtet die spanische Tageszeitung El País.

Ein in Folge erstellter Bericht habe allerdings entsprechende Vermutungen nicht bestätigt, heißt es in El País weiter. Auch entsprechende Medienberichte in Chile würden das Thema nur aufbauschen, indem sie über vermeintliche Verbindungen zu FARC und ETA berichten. Belege dafür gebe es aber nicht.

Nach den veröffentlichten Unterlagen sind einige Mitglieder der radikaleren Mapuche-Organisation Coordinadora Arauco Malleco (CAM) nach Kolumbien sowie in Spanien und Mexiko gereist. ETA-nahe Aktivisten hätten auch schon Chile besucht. Doch selbst der damalige Verantwortliche der Staatsanwaltschaft für internationale Zusammenarbeit, Jorge Chocair, tat dies als „Guerillatourismus“ ab.

Die US-Botschaft schätzte die Beziehungen zwischen dem chilenischen Staat und den Indigenen zwar als konfliktbelastet, nicht als gewalttätig ein. Washingtons Botschafter, Paul E. Simons, berichtete, dass 70 Prozent der Mapuche mittlerweile in den Städten wohnen würden und nicht mehr – wie vermutet – in der südlichen Region Chiles. Simon beruft sich auf die Aussagen des damaligen Vize-Innenministers Patricio Rosende, nach dem lediglich 27 der rund 2100 Mapuche-Gemeinden mit der Regierung kollidieren oder mit Großgrundbesitzern im Streit sind.

In diesen 27 Gemeinden hätte man allerdings auch nur acht gewalttätige Aktivitäten verzeichnet. Der US-Botschafter zugleich erinnert daran, dass es in den letzten zehn Jahren des Konflikts drei Tote gegeben hätte –auf der Seite der Mapuche.

Angehörige der Mapuche-Volksgruppe in Chile fordern seit Jahren mehr Rechte vom Staat. Die Regierung geht gegen diese Proteste mitunter jedoch hart vor und wendet ein Anti-Terror-Gesetz an, das noch aus der Zeit der Pinochet-Diktatur (1973-1990) stammt.

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